Dynamik in den Generationen 12. Juli 2014 Parascha Pinchas Numeri 25:10-30:1

07.07.2014 10:21

Für sein richtiges Handeln wird Pinchas zum Priester ernannt.
Das Volk Israel bereitet sich auf den Krieg gegen das medianitische
Volk vor. Eine weitere Volkszählung wird veranlasst, man kommt
auf 601.730 Männer im Alter von über 20 Jahren. Das Land Israel
soll unter den Stämmen aufgeteilt werden. Die Töchter von Zelofchad,
der keine männlichen Nachkommen hatte, bringen Mosche
dazu die Erbgesetze zu überdenken. Die Reihenfolge der Vererbung
wird gelehrt. Mosche, der in das Land Israel nicht einziehen
darf, ernennt seinen Nachfolger Jehoschua bin Nun. Er soll von
nun an das jüdische Volk anführen und in das Land Israel bringen.
Die Opfergaben, die zu den jeweiligen Feiertagen im Tempel gebracht
werden sollen, werden aufgezählt.
Der berühmte Chofetz Chaim (Rabbi Israel Simcha (Hakohen)
Kagan 1838-1933) bemerkt, dass im Wochenabschnitt
Pinchas, bei der Zählung junger Männer im Alter von über 20
Jahren, der Stamm Benjamin nur auf 45.600 kommt. Der Stamm
Dan zählt dagegen 64.000 Männer, die älter als zwanzig Jahre
gewesen sind.
Bemerkenswert hierbei ist, dass Benjamin, der Stammvater
vom Stamm Benjamin, zehn Söhne hatte, während Dan, der
Stammvater des Stammes Dan, nur einen einzigen Sohn namens
Chuschim besaß. Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass
Chuschim behindert war – er war absolut taub.
Wir sollten uns kurz vorstellen, wie sich Jaakow bei einer
Schabbatmahlzeit oder einer Familienfeier, wo alle seine Kinder
und Enkelkinder versammelt waren, gefühlt haben würde. Auf
der linken Seite von Jaakow sitzt Benjamin, mit seiner Frau und
zehn prächtigen Söhnen. Die Söhne singen, erzählen Worte der
Tora, lachen und kommunizieren mit allen anderen Familienmitgliedern.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches sitzt
Dan, mit seiner Frau und mit seinem tauben Sohn. Der Sohn versteht
nicht einmal, worüber alle anderen sprechen, er kann sich
an der Feier gar nicht richtig beteiligen.
Was hat sich Jaakow bei diesem Anblick wohl gedacht? Bestimmt
machte er sich keine Sorgen um die Nachkommen des
Stammes Benjamins. Tolle Familie, zehn wunderbare Söhne,
selbstverständlich musste dieser Stamm eine großartige Zukunft.
haben. Doch was ist mit Dan? Nur ein Sohn, und der ist
taub. Was wird aus ihm? Wer wird ihn denn heiraten wollen?
Wie kommt er denn mit seiner Behinderung in dieser Welt zurecht?
Kann es das Ende des Stammes bedeuten? Diese Gedanken
würden wohl jeden Großvater plagen.
Doch wir sehen, dass nach nur wenigen Generationen der
Stamm Dan viel zahlreicher als der Stamm Benjamin geworden
ist. Hieraus lernen wir, sagt der Chafetz Chaim, dass wenn der
Allmächtige eine Person erfolgreich machen möchte, kann Er
es tun, selbst wenn die Gegenwart gerade ganz anders aussieht.
Aus ganz wenig kann ganz viel werden – und umgekehrt. Aus
einem Sohn können vierundsechzigtausend werden und aus
zehn Söhnen «nur» fünfundvierzigtausend.
Dasselbe Prinzip gilt auch für den materiellen Besitz. Manche
Menschen kommen aus ganz einfachen Verhältnissen und
erarbeiten sich während ihres Lebens ein erstaunliches Vermögen,
während andere wiederum, die aus eher wohlhabenden
Verhältnissen kommen, oft alles verlieren.
Viele Menschen sind dazu geneigt, immer nur nach gegenwärtigen
Situationen zu beurteilen. Sie sehen, dass es andere
gibt, die mehr als sie haben. Das erweckt bei vielen Neidgefühle,
macht sie traurig oder gar frustriert. Doch dabei vergessen
die Menschen, dass sie alles selbst in der Hand haben. Und
dass aus ganz wenig immer auch viel werden – und aus ganz
viel wenig. Man muss nur hart dafür arbeiten und niemals den
Glauben verlieren.